Wie der Ankunftsfehler dich davon abhält glücklich zu sein
Bist du erfolgreich? Kannst du normalerweise tun, was du dir vorgenommen hast? Und bist du trotzdem irgendwie nie ganz zufrieden? Klingt verdächtig nach dem Ankunftsfehler.
Der Ankunftsfehler – ein fataler Fehler
Der Ankunftsfehler beruht auf einem weit verbreiteten Missverständnis: Das Erreichen eines Ziels macht uns glücklich!
- Als ich endlich einen Partner gefunden habe, der zu mir passt…
- Ein Bruttogehalt von 70.000 Euro und dann…
- Nur noch 12 Kilo runter bis…
Alles interessante Ziele, die wir uns selbst setzen können – aber besser nicht in der Erwartung, dass uns deren Erreichung (mehr) zufrieden macht. Denn der Glücksmoment, den wir erleben, dauert nur kurze Zeit. Und dann brauchen wir ein neues Ziel.
Viele Wege führen zum Glück – wahrscheinlich mindestens so viele, wie es Menschen auf der Erde gibt. Schade, dass deshalb so viele Steine herumliegen, die uns von unserem jeweiligen Glück abhalten … oder zumindest ein paar Mal stolpern, bevor wir es erreichen. Einer dieser Steine wird in der Psychologie als Ankunftsfehler bezeichnet und jeder Mensch stolpert irgendwann darüber. Problem: Viele bleiben dabei stecken. In erster Linie legen wir diese Steine uns selbst in den Weg.
Vorhersage der späteren Aufgabenerfüllung aus Zielmotivation und Zielversagen
Neuere Forschungen haben gezeigt, dass die kognitiven Prozesse, die mit der Zielverfolgung verbunden sind, weiterhin mit nicht verwandten Aufgaben interferieren können, wenn ein Ziel nicht erreicht wird. Ausgehend von der Literatur zur Selbstregulierung und Zielstrebigkeit untersuchte eine Studie in den USA, die Auswirkungen von Zielversagen auf die nachfolgende kognitive und körperliche Aufgabenerfüllung. Darüber hinaus wurde untersucht, ob die dem Zielstreben zugrunde liegende autonome oder kontrollierte Motivation die Reaktionen auf Zielversagen moderiert.
Während des Versuchs erhielten sie manipulierte Leistungsrückmeldungen und schafften so Bedingungen für Zielerfolg oder -Fehlschlag. Es zeigten sich keine Unterschiede in den Reaktionen auf Zielversagen zwischen den Bedingungen der vorbereiteten Motivation oder des Leistungsfeedbacks.
Ziele in täglichen Leben
Ziele bilden eine wichtige Funktion im täglichen Leben. Eine Fülle von Forschungen hat untersucht, wie Individuen ihre Ziele optimal anstreben können, um Zielerreichung zu erfahren. Während Einzelpersonen bei all ihren Bemühungen auf Erfolg hoffen können, ist die Realität jedoch so, dass sie manchmal das angestrebte Ziel nicht erreichen und bei ihrer Zielverfolgung scheitern
Der amerikanisch-israelische Glücksforscher Tal Ben-Shahar ist der Entdecker des „Arrival Fallacy“. Den Ankunftsfehler definierte er in seinem Buch „Happier“ wie folgt:
Der Irrglaube, ein Ziel zu erreichen würde uns langfristig glücklich machen
Na und? Tore sind trotzdem gut! Was ist dann so schlimm an dem Ankunftsfehler? Ganz einfach: Wer mit aller Kraft und Energie im Streben nach Zielen nach Befriedigung sucht, wird sie nie finden – und zielstrebig am wahren Glück vorbeilaufen!
So altmodisch und esoterisch das klingt, wichtig ist, dass wir unser inneres Glück nicht von äußeren Umständen abhängig machen. Natürlich ist es gut und wichtig, dass wir nach Zielen suchen, schließlich müssen wir etwas tun. Aber sowohl während wir unsere Ziele verfolgen, sollten wir in der Lage sein, glücklich zu sein und in uns selbst zu ruhen, als auch, wenn wir sie einfach nicht erreichen. Denn letztendlich dienen all unsere kleinen Ziele nur dazu, uns auf unserem Weg voranzutreiben, auf dem wir möglichst viele – schöne und schmerzhafte – Erfahrungen machen, wachsen und vielleicht ein paar Spuren hinterlassen. Auch wenn wir nur den einen oder anderen Stein aus dem Weg räumen
Geben ist besser als Nehmen
Zumindest für unser Glücksempfinden und unsere Beziehungen. Und auch dort können wir im Alltag ansetzen, wenn wir zum Beispiel mit kleinen Freundlichkeiten wie dem Türaufhalten, dem Bitte und Danke, oder dem Lächeln beginnen. Nicht jeder wird es dir mit Dankbarkeit würdigen, aber dafür können wir uns darüber freuen, wie nett wir doch sind.
In diesem Sinne, ein erfolgreiches Jahr 2022
